Anfänge des Buddhismus in Deutschland

Das Interesse der Öffentlichkeit wurde erstmals angeregt durch die Schriften des Philosophen Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), der glaubte, dass seine Philosophie der Weltverneinung und der Erlösung vom Daseinsdrang mit der Erlösungslehre des Buddhismus weitgehend identisch sei. Angeregt durch ihn wirkten in der nächsten Generation eine Reihe von Pionieren, die buddhistische Texte erforschten oder ins Deutsche übersetzten:

  • Der Indologe Hermann Oldenberg veröffentlichte 1881 sein Standardwerk „ Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde“, das noch in der 2.Hälfte des 20.Jhdts Neuauflagen erlebte.
  • Friedrich Zimmermann verfasste 1888 den „Buddhistischen Katechismus“, die erste deutschsprachige Einführung in den Buddhismus.
  • Karl Eugen Neumann, 1865 – 1915, übersetzte ab 1890 die Texte des Pali-Kanons.
  • 1922 erschien Hermann Hesses Buch „Siddhartha“, eine literarische Auseinandersetzung mit dem Buddhismus. Es wurde weltweit zum Bestseller.
  • 1925 verfilmte die Münchener Filmgesellschaft Emelka unter der Regie von Franz Osten in Indien die Lebensgeschichte des Buddha unter dem Titel „die Leuchte Asiens“.
  • ein erstes Buch über Zen, das Gemeinschaftswerk des Japaners Ohasama und des Deutschen August Faust, „Zen – der lebendige Buddhismus in Japan“ erschien 1925, blieb aber weitgehend unbekannt.
  • Erst Eugen Herrigels Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“, 1948 erschienen, machte nachhaltigen Eindruck in der Öffentlichkeit und wurde zum meist gelesenen Buch über Buddhismus in Deutschland.

Erste Buddhistische Gesellschaften wurden gegründet

  • 1903 gründete Karl Seidenstücker in Leipzig den „Buddhist. Missionsverein für Deutschland“
  • 1909 entstand die Buddhistische Gesellschaft Berlin, gegründet durch Dr. Kurt Schmid
  • 1921 gründete Georg Grimm mit Karl Seidenstücker die „Altbuddhist. Gemeinde“ in Utting
  • 1924 wurde das erste buddh. Kloster, das „Buddhistische Haus“ in Berlin – Frohnau bezogen. Initiator war der Arzt Paul Dahlke, der sich auf Asienreisen mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hatte. Das Haus wurde in den zwanziger Jahren zum Zentrum des Buddhismus in Deutschland.

Deutsche als Mönche in Buddhistischen Klöstern

Während die Beschäftigung mit dem Buddhismus in Deutschland weitgehend theoretisch blieb, reiste eine Reihe Deutscher in asiatische Länder, um dort in Klöster einzutreten und die Praxis der Meditation zu erlernen. Dort schrieben sie wichtige Veröffentlichungen oder kehrten als Lehrer nach Deutschland zurück. Beispiele sind:

  • Nyanatiloka (Anton W.F.Gueth, 1878-1957) in Ceylon und Burma. Ab 1907 übersetzte er die „Angereihte Sammlung“, veröffentlicht erst nach dem 1.Weltkrieg.
  • Nyanaponika Mahathera (Sigmund Feniger, 1901-1994) in Ceylon. Ab 1941 übersetzte er wichtige Texte aus der „Gruppierten Sammlung“, veröffentlicht 1967.
  • Lama Anagarika Govinda (Ernst Lothar Hoffmann, 1893-1985) in Ceylon und Nord-Indien. 1933 gründete er auf Anregung seines tibetischen Lehrers den Orden „Arya Maitreya Mandala“ (A.M.M.), der sich einen westlichen Buddhismus zum Ziel setzte, jenseits von Schulunterschieden und an den Problemen der modernen Welt orientiert. Der internationale Orden existiert seit 1952 auch in Deutschland.
  • Ayya Khema (Ilse Ledermann, 1923-1997) in Australien und Sri Lanka. Nach ihrer Rückkehr 1985 wurde sie dank ihrer Ausstrahlung und ihrer Redegabe die populärste Vermittlerin der Theravada-Tradition in Deutschland.
  • Der Jesuit Hugo Enomiya Lassalle, (1898-1990), ursprünglich als Missionar nach Japan gegangen, unterzog sich der Zen-Schulung in einem japanischen Kloster und gründete ein eigenes Zen-Zentrum in Japan. Ab 1968 unterrichtete er Zen in Deutschland und leitete „Zen-Exerzitien“ ( Sesshins) im Rahmen der Katholischen Kirche.