1895-1985
Im Jahr 1967 sass in einem Zen-Seminar von Prof. Fritz Hungerleider im „Haus der Stille“ in Roseburg bei Hamburg unter den Teilnehmern in der letzten Reihe auch ein älterer Herr aus Japan. „Bin kein Meister, nur ganz einfacher Mann. Habe etwas Zen geübt.“ Die Seminar-Teilnehmer merkten jedoch bald, dass es sich um einen echten Zen-Meister handelte.
Nagaya hatte – nach anfänglichen Studien in Japan – an der Universität Marburg von 1923 bis 1925 Philosophie und Ethik studiert bei den Philosophen Natorp, Heidegger, N.Hartmann und dem Theologen Rudolph Otto. Nach der Rückkehr nach Japan wurde er einflussreicher Hochschullehrer, liess sich daneben in Zen-Praxis ausbilden. Den Namen „Tetsuo – der weise Alte“ erhielt er nach jahrelangem Üben von seinem Lehrer Shaku Sokatsu Roshi zusammen mit den Insignien des Zen-Meisters.
m Jahre 1967 war er nach Deutschland gekommen, um nach alten Bekannten aus seiner Studienzeit zu suchen. Seine wachsende Zen-Gemeinde in Deutschland brachte ihm gr0ße Verehrung entgegen und nahm ihm das Versprechen ab, bis zu seinem 80. Geburtstag jedes Jahr nach Deutschland zu kommen und Zen-Praxis zu unterrichten. Tatsächlich setzte er seine Lehrtätigkeit fort bis 1985, als er 90 wurde.
Nagaya hielt wenig von Worten, sondern konzentrierte seine Aufmerksamkeit allein auf die richtige Körperhaltung. „Sprich nicht über Zen, zeige Zen mit deinem Körper“ und „Es gibt nichts zu suchen. Wenn Sie richtig sitzen und Gassho machen können, ist alles getan“ waren oft gehörte Aussprüche von ihm.
Ein weiteres Markenzeichen von ihm waren seine „Tuschspuren“, Kalligraphien von japanischen Schriftzeichen. „Die Tuschspur ist keine Schönschrift. Das ist etwas, was aus dem Urgrund kommt. Wenn man ein Zeichen macht, dann muss man selbst diese Wesensnatur sein.“
Literatur zu Nagaya:
- Peter Zürn, Begegnungen auf dem Zen-Weg, Windpferd 2000
- Tuschspuren. Tetsuo Nagaya Kiichi Roshi. Herausgegeben von Folker Frank und Edgar Thriemer, Theseus 1985