Der 2553 B.E. (2010 u. Z.) in Stuttgart gegründete Buddhistische Studienkreis Sasitacittaṃ übt sich in Meditation (bhāvanā – Geistesentwicklung) und studiert schul- und traditionsübergreifend vor allem die Frühen Buddhistischen Texte, deren Lehraussagen am ehesten vom historischen Buddha Siddhattha Gotama stammen. Studium und Verinnerlichung derselben ist von größter Wichtigkeit: als nämlich Buddha vor seinem Verscheiden nach einem Nachfolger gefragt wurde, benannte er keinen Menschen als Meister, sondern seine (Ordens)Regeln und Lehre (DN 16,6).
Das hat Konsequenzen: Wenn uns ein Lehrer/Mönch sagen würde: „‘Von vielen erfahreren, kundigen, mit der Überlieferung vertrauten Mönchen, Träger der Lehre, Träger der Ordensdisziplin, Träger der Zusammenfassungen (davon) habe ich gehört: ‚Dies ist die Lehre, dies ist die Ordensdisziplin, dies ist die Botschaft des Meisters.’ Dieses von dem Lehrer/Mönch Gesagte soll man weder gutheißen noch zurückweisen. Vielmehr sollt ihr sie Wort für Wort und Silbe für Silbe euch wohl merken sowie den Lehrreden gegenüberstellen, sie mit der Ordensdisziplin vergleichen. Stimmen sie nicht überein, soll man folgenden Schluss ziehen: ‘Wahrlich, dies ist nicht, was der Erhabene gesagt hat, das haben diese ältere Mönche sich schlecht gemerkt,’ und ihr müsst es verwerfen.— Stimmen sie überein, soll man folgenden Schluss ziehen: ‘Wahrlich, dies ist, was der Erhabene gesagt hat, das haben diese ältere Mönche sich gut gemerkt’ (DN 16.4,10).“
Um diesem Rat des Buddha folgen zu können, studieren wir zusammen die Lehre; aber auch, damit wir (Ordinierte und Laien) „die gelernte Lehre erklären, vortragen, erlassen, begründen, aufklären, analysieren, aufrichten, verkünden sowie entstandene falsche Lehren mit Hilfe der Lehre zu widerlegen zu können (DN 16.3,36).“
Buddha bezeichnete dies als eine Qualität: “Und auf welche Weise besitzt ein edler Schüler sieben wahre Qualitäten? … Er hat viel gelernt, erinnert sich an das Gelernte und festigt das Gelernte. Solche Lehren, die gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sind, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, die ein heiliges Leben enthüllen, das äußerst vollkommen und rein ist – viel von solchen Lehren hat er … mit dem Geist ergründet und mit seiner Ansicht durchdrungen (MN 53,11+14).”
Ferner: “Einer, der genau zuhört, hört den dhamma (die Lehre des Buddha); wenn er den dhamma gehört hat, behält er ihn im Gedächtnis; … wenn er seine Bedeutung untersucht, nimmt er jene Lehre reflektiv an; wenn er jene Lehre reflektiv angenommen hat, kommt Eifer in ihm auf; wenn Eifer in ihm aufgekommen ist, wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er; wenn er ergründet hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er sie mit Weisheit durchdringt (MN 70,23).”
Dies ist sogar ein Teil der fünf Befreiungswege, die Buddha lehrte (AN V.26): Neben der gewiesenen Lehre (1.) und der Geistessammlung (2.) sind das “die Lehre, soweit sie man gehört und gelernt hat, den anderen ausführlich darzulegen (3.), sie ausführlich herzusagen (4.) oder über sie nachzusinnen und nachzudenken (5.).
Die Lehre und ihren Sinn verstehend, steigt dabei Freude in einem auf; im Erfreuten erhebt sich Verzückung; verzückten Herzens wird das Innere beruhigt; innerlich beruhigt, empfindet einer Glück; und des Glücklichen Geist sammelt sich. Das sind die fünf Befreiungswege, auf dem einem strebsam, eifrig, selbstentschlossen weilend der unbefreite Geist befreit wird, die unversiegten Triebe zur Versiegung gelangen und einem der bisher unerreichte höchste Frieden teilhaftig wird.”
In diesem Sinne und mit solchem Ziele üben wir. Wir versuchen dadurch auch, der historischen Person Buddha Siddhattha Gotama auf die Spur zu kommen (SN 22.87,13): “Wer da … die Lehre sieht, der sieht mich; wer mich sieht, der sieht die Lehre!” Ebenso gilt unser Bemühen der Unterscheidung seiner Lehre von Nichtgelehrtem (MN 63,7): “… betrachte das, was von mir nicht verkündet worden ist, als nicht verkündet, und betrachte das, was von mir verkündet wurde, als verkündet.”
Viele der Teilnehmer des Buddhistischen Studienkreises Sasitacittaṃ gehören unterschiedlichen buddhistischen Richtungen an, manche legen hingegen Wert auf ihre Unabhängigkeit von Gruppierungen. Sie alle vereint das gemeinsame Interesse, buddhistische Ursprungstexte, die wir authentisch in den Nikāyas des Pālikanons finden, kennenlernen und diskutieren zu wollen. Nicht nur die Lehrreden selbst werden zu Rate gezogen, sondern zu deren Auslegung auch Kommentare und Anmerkungen buddhistischer Gelehrter. Gelegentlich vergleichen wir die Nikāyas mit Überlieferungen anderer frühbuddhistischer Quellen, wie etwa den Āgamas.
Darüber hinaus suchen wir nach Wegen der Verinnerlichung des Studierten und dessen Umsetzung im Alltag eines jeden von uns. Wir wollen uns heilsam verändern.
Wir treffen uns regelmäßig zum gemeinsamen Studium und zu damit einhergehenden kurzen Meditationen (Ort und Zeit finden Sie unten rechts in der pdf-Datei). Am Beginn unserer Treffen gibt es bei Tee und Gebäck einen gemütlichen Austausch über von den Teilnehmern erlebte buddhistische Meditationsklausuren, Vorträge oder gelesene Bücher et cetera.
An unseren Studien- und Meditationstagen haben wir unabhängig von den Studientreffen auch Meditationstreffen, an denen wir gemeinsam länger meditieren sowie kontemplieren und uns über unsere Praxis austauschen. Diese Meditationstreffen sind auch offen für Meditierer, die an den Studientreffen nicht teilnehmen.
Der Name Sasitacittaṃ des Buddhistischen Studienkreises, der sich zusammensetzt aus “sa” (mit), “sita” (Lächeln) und “cittaṃ” (Geist), bedeutet Geist mit Lächeln und spricht das Lächeln des Buddha oder eines Arahats (Heiligen) an, deren damit verbundenen höchstentwickelte Geisteszustände wir für erstrebenswert erachten.
“Sasitacittaṃ” liegt die Begrifflichkeit des “hasituppāda citta” zu Grunde. Damit wird nach Ñāṇatiloka (WtB) der Bewusstseinszustand gemeint, der beim Sicherinnern an gewisse merkwürdige Kontraste Lächeln veranlasst. In den Lehrreden finden sich hierzu diverse Stellen, wie z.B. in MN 81: “Und der Erhabene bog vom Wege ab, und an einer gewissen Stelle zeigte er ein Lächeln.” Siehe auch MN 83, SN 19 und SN 09.
Wir freuen uns über jeden Interessenten, der uns kennenlernen und/oder bei uns mitmachen möchte. Dazu laden wir herzlich ein. Gerne geben wir auf Wunsch auch Einführungen.
Buddha beschrieb seine Lehre als einladend: “ehipassiko” – komm und sieh!
Entwicklungen:
In 2556 B.E. (2013 u. Z.) hat sich aus unserem Studienkreis eine von ihm unabhängige Pāligruppe entwickelt, deren Teilnehmer als Gaststudenten Pāliblockseminare an der Indologie der Universität Tübingen mit den Zielen besuchen, Lehrreden und Kommentare im Original lesen zu können sowie auch dadurch zu einem tieferen Verständnis der Lehre des Buddha Lehre zu gelangen. Pāli ist die mittelindische Sprache, in der der frühste vollständige buddhistische Kanon geschrieben ist.
In 2557 B.E. (2014 u. Z.) brachte der SWR zum Vesakhfest der buddhistischen Gruppen Stuttgarts in einen kurzen Radiobeitrag, an dem unser Studienkreis als Gesprächspartner mitwirkte.
Seit 2558 B.E. (2015 u. Z.) verweisen unser Studienkreis und das Buddhahaus Stuttgart (www.buddhahaus-stuttgart.de) einander auf ihre Übungen der buddhistischen Praxis.
Seit 2559 B.E. (2016 u. Z.) treffen wir uns häufiger, nämlich nicht mehr alle vier, sondern alle drei Wochen, und manchmal auch länger: an unseren Studien- und Meditationstagen.
Seit 2560 B.E. (2017 u. Z.) gibt es eine Kooperation mit dem Freien Radio Göppingen (Radio Fips), aufgrund derer Sendebeiträge für die Sendereihe “Impuls” und die Sendereihe “Durchblick” produziert werden.
Seit 2561 B.E. (2018 u. Z.) wird die im Vorjahr begonnene Unterstützung der neu gegründeten Studiengruppe Karlsruhe intensiviert. Die im Vorjahr angefangene Kooperation mit dem Freien Radio Göppingen (Radio Fips) wurde im Frühjahr beendet.
Seit 2562 B.E. (2019 u. Z.) gibt es eine Kooperation mit dem Freien Buddhismus e. V. (www.freierbuddhismus.de) in Form einer lockeren Vortragsreihe, die im Essener Zentrum gehalten wird.
Seit 2563 B.E. (2020 u. Z.) gibt es auch COVID19-bedingte Videokonferenzen als gemeinsame Interaktion.
In 2564 B.E. (2021 u. Z.) beendete die Pāligruppe das Pāliblockseminar an der Indologie der Universität Tübingen; sie will sich zukünftig noch einmal pro Semester treffen.
Das Jahr 2565 B.E. (2022 u. Z.) steht ganz im Zeichen des Saṃyutta Nikāya (der Gruppierten Lehrreden), nachdem wir das Studium des Majjhima Nikāya (der Mittleren Lehrreden) abschlossen.
Vielen Dank an Bhikkhu Ñāṇatusita für dessen hier abgebildeten Photographien.
Kontakt:
Claus M. H. Gatto
Moselstr. 63
70376 Stuttgart
Tel.: +49 711 7940916
eMail: sasitacittam(at)mailbox.org
Ort und Zeit:
http://www.buddhismus-in-stuttgart.de/wp-content/uploads/2023/10/Ort-Zeit-Kosten-2024.pdf